Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Adelaide River-Jumping Crocodile Cruise
Im Kakadu National Park
Australien/Innisfail 3.6.2014
Malerische Flussläufe wie der des Mary River im Süden des Kakadu National Parks können bei Sorglosigkeit wegen der Krokodile zur tödlichen Gefahr werden
Angesichts der drohenden Preisexplosion im Kakadu Nationalpark versorgte ich mich vor meiner Abfahrt aus Katherine noch mit dem Möglichsten. Die Strecke nach Pine Creek am Stuart Highway, wo die Abzweigung in den Park verläuft, war mir bekannt, und ich konnte relativ freihändig drauflosfahren. Mit den Monaten war ich auch viel gelassener beim Autofahren geworden und vertraute mehr meinem Instinkt. Von Katherine bis nach Cooinda, das mitten im Nationalpark liegt und mein Reiseziel war, musste ich nicht ganz dreihundert Kilometer zurücklegen. In Pine Creek tankte ich wohlweislich zu brauchbaren Konditionen nochmals nach und schwenkte dann in den Park ein. Das Mary River Roadhouse bildete das Eingangsportal, wo man, so ferne man sich nicht bereits vorher ausreichend versorgt hatte, für längere Zeit die letzte Gelegenheit vorfand, sich mit Notwendigem auszustatten. Allerdings hatten die Preise seit der Kreuzung in Pine Creek erheblich zugelegt. Benzin war unter zwei Dollar pro Liter nicht mehr zu bekommen. Die Raststation bot auch allerlei Hinweise auf Aktivitäten im Nationalpark. Insbesondere fielen mir die eindringlichen Aufrufe zur Vorsicht aufgrund der akuten Gefahr, die von den Krokodilen ausging, auf. Schon bei der Brücke über den Mary River fand ich ein großes Warnschild. Es war angeraten, sich von den Ufern
Kakadu National Park, Anreise nach Cooinda
fernzuhalten, keinesfalls schwimmen zu gehen und auch keine Fische am Wasserrand nach dem Fischen auszunehmen. Es kam zwar nicht häufig vor, aber auf meine Nachfrage erfuhr ich, dass doch gelegentlich Menschen durch Krokodile zu Tode kamen. Da ich mich an die Regeln im Umgang hielt, hatte ich keine Angst vor den Tieren. Wie gewohnt war es sehr heiß und trocken. Am Himmel ließ sich keine Wolke blicken. Dann passierte ich den offiziellen Eingang in das Weltnatur- und Weltkulturerbe. Eine Steinmauer auf beiden Seiten der Straße wies darauf hin. Daneben stand ein Denkmalstein mit einer Inschrift, die dem Forscher und Landvermesser John McDouall Stuart (1815-1866) gewidmet war. Der Forscher nach dem auch der Highway benannt ist, durchquerte mit seinen Kollegen in den Jahren 1861 bis 1862 den Kontinent von Süden nach Norden und kam auch in dieses Gebiet am Mary River.

Der bestens ausgebaute Kakadu Highway brachte mich immer wieder an interessante Stellen, wo ich einen Halt einlegte. Eine davon war der Bukbukluk Lookout, zu dem ich ein paar hundert Meter über eine Staubstraße fahren musste. Die Aussicht war nicht überwältigend, aber sie ließ ein Bild zu, wie man sich die Landschaft zwischen Ebenen
Kakadu National Park, Cooinda Anreise, Bukbukluk Lookout
und steilen Abbruchkanten vorzustellen hatte. An einem Picknicktisch traf ich in dieser einsamen Gegend eine kleine Gruppe Menschen, die sich es hier im Schatten der Bäume gemütlich gemacht hatte. Ich setzte meine Fahrt fort und begegnete wieder den großen Termitentürmen am Straßenrand. Das waren kleine Kunstwerke in Gelb und Braun. Eine halbe Stunde später stieß ich auf die Gungurul Recreation Area, von wo aus man zwei kürzere Wanderungen unternehmen konnte. Die erste führte mich zu einem Arm des völlig ausgetrockneten South Alligator River. Markante Gefahrenschilder wiesen auf die extreme Bedrohung durch große Salzwasserkrokodile hin. Da der Fluss aber kein Wasser führte, waren mit dem Wasser auch die Krokodile verschwunden, sodass ich mich vorsichtig aber doch in das versandete Flussbett wagte. Das war ein spezielles Erlebnis. Am Rückweg bog ich dann zu einem kurzen Anstieg auf einen Aussichtspunkt ab. Der Lookout bestand aus einem Haufen Steinen am Ende des Weges, von wo aus man die Gegend weitläufig überblicken konnte. Ein typisches Merkmal waren die steilen Abbruchkanten, die sich durch den Park ziehen. Zurück am Parkplatz traf ich auf eine Truppe junger Deutscher, die mit einem Camping-Van unterwegs waren. Sie schliefen in dem Wagen über und
Kakadu National Park, Cooinda Anreise, Gungurul, vollkommen ausgetrockneter Seitenarm des South Alligator River
unter einander auf engstem Raum, wie mir berichtet wurde.

Ständig fuhr ich durch die Floodways, das waren tiefer liegende Straßenabschnitte, die bei stärkerem Regen überflutet, und in der Folge mit normalen Straßenautos teils nicht mehr passierbar waren. Kurz vor Cooinda überquerte ich drei Brücken über verschiedene Arme des South Alligator Rivers, der an diesen Stellen ausreichend Wasser führte. Auch hier wurde intensiv auf die Krokodile hingewiesen. Cooinda entpuppte sich als ein großes Resort mit Bungalows und allen nötigen Einrichtungen, war aber kein richtiger Ort, wie ich zunächst gedacht hatte. Es gab auch eine Tankstelle und einen Shop, den man aber sowohl qualitativ, quantitativ als auch preislich komplett vergessen konnte. Über die Preise im Resort war ich geschockt, hatte aber keine Wahl, da weit und breit nichts Anderes zur Verfügung stand. Ich buchte vorerst einmal zwei Nächte.

Der im Jahr 1981 gegründete Kakadu Nationalpark liegt rund 170 Kilometer östlich der Stadt Darwin im Northern Territory. Aufgrund seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt wird er als einer der schönsten Parks in Australien angesehen. Der Nationalpark umfasst ein Gebiet von fast 20.000
Kakadu National Park, Cooinda Anreise, Gungurul, deutsch-österreichisches Gipfeltreffen in der Camping-Zone
Quadratkilometern, was beinahe einem Viertel der österreichischen Staatsfläche entspricht, und erstreckt sich fast 200 Kilometer von Nord nach Süd und über 100 Kilometer von Ost nach West. Wegen seiner herausragenden natürlichen und kulturellen Werte wurde er in die Liste des UNESCO Weltnaturerbes als auch Weltkulturerbes aufgenommen. Im Park befinden sich die mitunter schönsten und umfangreichsten Sammlungen an Felsmalereien weltweit, was auf die lange Verbindung der Ureinwohner mit diesem Gebiet hinweist. Die großartige Landschaft wird geprägt von den wild zerklüfteten rauen Sandsteinflanken des Arnhem Hochplateaus, von weitläufigen Waldgebieten, tiefen Sandstein Schluchten, ausgedehnten Feuchtgebieten und einzelnen Abschnitten von Monsun Regenwald. Im Schutz des Nationalparks stehen auch das gesamte Einzugsgebiet des großen South Alligator Flusses, sowie Beispiele aller Habitat-Arten des Top-Ends von Australien. Die Verwaltung obliegt den traditionellen Eigentümern des Parks, den Aborigines, gemeinsam mit den Mitarbeitern von „Parks Australia“. Die Durchschnittstemperatur beträgt 34 Grad Celsius, die Niederschläge fallen zu 90 Prozent von November bis April. Im Park lagern reiche Uran Vorkommen, deren Abbau im Jahre 2002 nach jahrelangen Protesten eingestellt wurde. Nach wie vor lebt eine gewisse Anzahl
Kakadu National Park, Cooinda Anreise, wasserführender Arm des South Alligator River
verschiedener Aborigines Clans innerhalb der Region, was von der nachhaltigen Verbindung zu diesem Stück Land zeugt.

Am nächsten Morgen verspürte ich überraschenderweise ein wenig Zahnschmerzen, was aber glücklicherweise bald wieder verging. Gleich nach dem Frühstück buchte ich eine Bootstour für den späten Nachmittag inklusive Sonnenuntergang am Yellow Water, dem Zusammenfluss von South Alligator River und Jim Jim Creek. Zu Mittag fuhr ich ins benachbarte Aboriginal Cultural Centre und machte mich mit der Kultur und Geschichte der Einheimischen vertraut. Ich lernte unter anderem, dass sie nicht nur zwei oder vier Jahreszeiten im Gebiet unterschieden, sondern sechs. Leider herrschte erneut ein Fotografier-Verbot, was die Sache erschwerte. Danach wollte ich einige interessante Plätze im Park anfahren, von denen jedoch nicht alle erreichbar waren. Es war der 8. Mai, und die Regenzeit hatte gerade aufgehört. Viele Straßen und Wege standen unter Wasser und waren unpassierbar, was man sich aufgrund der Hitze und des vom Highway aus Gesehenen kaum vorstellen konnte. Wenn man aber weiter ins Innere vordrang, sah man bald, dass es an vielen Stellen auch mit Vierradantrieb zu diesem Zeitpunkt einfach kein Weiterkommen gegeben hätte.

Kakadu National Park-Yellow Water Cruise
Die Jim Jim Billabong, eine Wasserstelle in der Nähe meines Resorts, war beispielsweise noch gesperrt. Die Ranger mussten auch danach trachten, dass sich nach Möglichkeit keine Krokodile an den touristischen Plätzen aufhielten. Daher blieb mir als kurze Alternative bis zu meinem River Cruise nur die Anfahrt zum Mirrai Lookout ein Stück im Nordosten. Um den Aussichtspunkt zu erreichen, musste ich vom Parkplatz unweit des Kakadu Highways einen knappen Kilometer auf einen Hügel steigen. Ich folgte in der Hitze einem Pfad zwischen Steinen und lichtem Wald, bis ich auf einer überdachten Aussichtsplattform ankam. Wären da nicht der dichte Bewuchs in der Ebene und die Abbruchkanten des Arnhem Plateaus gewesen, hätte man den South Alligator River und einige seiner Zubringer sehen können. Anstelle dessen blickte ich auf ein Meer von Bäumen und Sträuchern und auf die Felsklippen im Hintergrund. Im Schatten der Plattform blieb ich eine Weile sitzen und rastete. Der Rundblick war interessant und auf Tafeln gut beschrieben, aber wenig aufregend. Ich stieg wieder zum Parkplatz ab und fuhr in die Lodge.

Kakadu National Park-Yellow Water Cruise
Um 16 Uhr bestieg ich vor der Lodge den kleinen Bus, der die Teilnehmer zur Yellow Water Bootsfahrt abholte. Die Zufahrt zum Yellow Water war offiziell gesperrt, was mich schon bei meiner Ankunft in Cooinda gewundert hatte. Nun sah ich den Grund dafür. Teile des Parkplatzes standen noch unter Wasser. Der Zugang zur Schiffsanlegestelle erfolgte auf einem rundum vergitterten Steg. Das war wegen der hier überall lauernden Krokodile unbedingt notwendig. Die Passagiere wurden auf zwei Boote aufgeteilt, und dann ging es los. Was ich schon beim Eintreffen sah, war ein Genuss für die Augen. Spiegelglattes dunkelblau schimmerndes Wasser war umrandet von niederen und höheren Pflanzen in allen möglichen Grünschattierungen. Es dauerte auch nicht lange, bis das erste Krokodil an der Wasseroberfläche auftauchte. Die Tiere hatten sich an die Schiffe gewöhnt und schwammen seelenruhig weiter, als wir näherkamen. Unser erfahrener Bootsführer verstand es, seinen Gästen die reichhaltige Wasser-, Vogel- und Tierwelt eindrucksvoll näherzubringen. Er kannte die Stellen, wo die Krokodile badeten oder sich am Ufer sonnten, und wusste, auf welchen Bäumen die Seeadler saßen. Bis auf das leise Tuckern des Motors war es ganz ruhig, und man konnte auf die Geräusche der Tiere warten. Unser Boot
Kakadu National Park-Yellow Water Cruise
fuhr im Dschungel der Wasserläufe eine bestimmte Route ab. Ringsum war überall Wasser, ein Teil davon von blühenden Wasserlilien oder Seegras bedeckt. An Krokodilen herrschte in diesen Gewässern absolut kein Mangel. Hier wimmelte es nur so von diesen gefährlichen Reptilien. Mir war nun klar, warum im Park so viele Gefahrenschilder standen. Am Ufer an einer Sandbank sonnte sich ein großes Exemplar unbeeindruckt von unserer Ankunft. Ich hatte während meiner Reise schon in einigen Ländern Krokodile gesehen, doch diese Ansammlung im Kakadu Nationalpark in natürlicher Umgebung stellte etwas Besonderes dar. Die Bootsfahrt fand in einer außergewöhnlichen Umgebung statt. Später sahen wir viele weiß-bauchige Seeadler (White-bellied Sea-eagle) und andere Raubvögel auf den Spitzen der Bäume sitzen. Auch Gänse waren in Scharen zu beobachten. Die Vielfalt der Vogelwelt war enorm, das fiel sogar mir als Laie auf. Über die im Wasser aufliegenden Blätter der Lilien wandelten kleine Vögel als wäre es fester Untergrund. Unser Führer nannte die Vögel aufgrund dieser Eigenschaft „Jesus-Birds“. Die Sonne sank immer tiefer, und wir steuerten einen bestimmten Platz zum Verweilen während ihres Untergangs an. Die Farben wechselten ins orange-rötliche, und alles sah wieder ganz anders aus. Eine
Kakadu National Park-Yellow Water Cruise
Weile parkte das Boot vor einer Baumgruppe, die von den verschwindenden Sonnenstrahlen in schwarz-gelb-oranges Licht versetzt worden war. Das war der krönende Abschluss einer sensationellen zweistündigen Bootstour am South Alligator River.

Am Abend verlängerte ich meinen Aufenthalt beeindruckt von diesem Ausflug um weitere drei Tage auf insgesamt fünf Tage.

Jabiru ist die größte Stadt im Kakadu Nationalpark mit etwas mehr als 1.000 Bewohnern und liegt weiter im Nordosten von Cooinda aus betrachtet. Der Ort hat seine relative Größe und Bedeutung einzig der nahe gelegenen Ranger Uranium Mine zu verdanken und ist für seinen Standort mitten in einem Nationalpark sehr gut ausgestattet. In der Zwischenzeit hat er sich zum Hauptservicezentrum des Parks entwickelt. Neben dem Abbau von Uran bilden der Tourismus, sowie die Kultur und Kunst der Aborigines die wichtigsten Erwerbszweige Jabirus. Während der Regenzeit kann die Stadt oftmals nur über den Luftweg erreicht werden, da der Arnhem Highway nach Darwin häufig überflutet ist.

Kakadu National Park, Cooinda-Jabiru Anreise, Muriella Park mit fix installiertem Zelt
Der Kakadu Highway führt von Pine Creek nach Jabiru. Den letzten Abschnitt der Straße kannte ich noch nicht und startete am nächsten Tag zu einem Ausflug in den Hauptort der Gegend. Dazwischen befanden sich wie gewohnt einige interessante Plätze, die ich besuchen wollte. Der Muirella Park war ein Campingplatz ohne Generator und somit ohne Strom mitten in der Wildnis zwischen zwei Wasserlöchern und einem kleinen Fluss. Hier hatte ich wahrlich niemanden erwartet, doch es befanden sich Menschen in der Anlage. Für Gruppen stand ein großes Zelt mit einfachen Schlafgelegenheiten fix und fertig bereit.

Wieder am Highway kam ich zu drei Brücken, die über die Nourlangie Creeks 1 bis 3 führten. Es bereitete mir einige Schwierigkeiten, auf der engen Straße vor den Brücken jeweils anzuhalten, um geeignete Fotos zu machen. Die Flüsse waren allesamt sehr idyllisch und abwechslungsreich. Ich bereute nicht, in der Hitze ein paar kurze Fußmärsche auf der Straße zurückgelegt zu haben. Der Name der Flüsse kündigte bereits die nächste Sehenswürdigkeit, nämlich den Nourlangie Rock, an. Das Felsmassiv zeichnete sich als Vorposten der Arnhem Land Abbruchkante ab und beheimatet die bekannteste Sammlung von einheimischer Rock Art der
Kakadu National Park, Cooinda-Jabiru Anreise, einheimische Rock Art am Nourlangie Rock
Aborigines. Innerhalb des Parks befinden sich in Summe mehr als 5.000 Stellen mit Malereien, die aus einem Zeitraum von vor 20.000 Jahren bis in die Gegenwart reichen. Für die überwiegende Mehrheit der Plätze ist der Zutritt jedoch nicht gestattet oder sie sind schlicht und einfach unzugänglich.

Hier war es so heiß, dass ich anfangs echte Mühe hatte, mich zu einem Aufstieg zu motivieren. Doch glücklicherweise führte der zwei Kilometer lange Weg dann später durch den schattigen Wald am Rande der Felsen, wo es erträglicher wurde. Das Anbangbang Shelter wurde von den Menschen 20.000 Jahre lang als Zufluchtsstätte und Leinwand für Malereien genutzt. Nicht weit davon befand sich die Anbangbang Gallery, die spezielle Aspektes des Lebens ihrer Bewohner auf Sandstein abbildete und im Jahr 1964 frisch übermalt worden war. Das erklärte auch, warum die Zeichnung so frisch aussah. Für Außenstehende ist es kaum möglich, die Zusammenhänge und Bedeutungen der Malereien zu erfassen, wenn sie diese nicht erklärt bekommen. Auf dem Bild ging es um den Bruch der Inzestgesetze durch ein Geschwisterpaar und die daraus resultierenden Folgen. Wenige hundert Meter später erreichte ich den Gunwarrdehwarrde Lookout, der eine Ansicht der Arnhem Land Kante ermöglichte.

Kakadu National Park, Discover Tour, riesiger mindestens vier Meter hoher Termitenhügel
Kurz vor der Abzweigung nach Jabiru besuchte ich das Bowali Visitor Centre, das auch der Standort des Hauptquartiers des Nationalparks war. In einigen Schauräumen wurden die außergewöhnlichen Naturschönheiten im Park nochmals erklärt und zusammengefasst. Leider war die Realität nicht immer deckungsgleich mit den schönen Bildern, die häufig aus der Luft aufgenommen worden waren. Diesen Blickwinkel hatte man als Wanderer am Boden nicht, was aber grundsätzlich nichts an der Attraktivität änderte. In Jabiru suchte ich sofort die Bäckerei auf, die man mir im Visitor Centre empfohlen hatte, und legte eine kurze Essenspause ein. Später cruiste ich durch den flächenmäßig ganz schön großen Ort und stieß auf einen halb ausgetrockneten See, diverse Parks, einen Golfplatz, ein Einkaufscenter und eine Reihe von Hotels. Auch die Tankstelle nötigte mir einen Stopp ab.

Im Resort entschloss ich mich später, eine sogenannte Discover-Tour für den nächsten Tag zu buchen. Sie sollte ihre Teilnehmer zu den weniger leicht zugänglichen Teilen im Park führen. Ich war gespannt, denn die Tour kostete ein Vermögen.

Kakadu National Park, Discover Tour, am Weg zu den Yurmikmik Motorcar Falls
Es hieß, zeitig in der Früh aufstehen für die Gagudju Adventure Tour, die von einem Unternehmen der Aborigines betrieben wurde. Im Katalog war von einem Kakadu-Erlebnis wie keinem anderen auf Vierrad-getriebenen Fahrzeugen die Rede. Ein entsprechendes Bild untermalte den Text zusätzlich. Ein junger weißer Ranger holte uns um halb acht Uhr morgens von der Lodge in einem größeren Jeep ab, da nur fünf Teilnehmer mit mir gebucht hatten. Bis auf den Guide und mich waren alle Mitfahrenden weiblich, zwei junge Chinesinnen aus Malaysia, eine ältere Dame aus den Niederlanden, die seit ihrem neunten Lebensjahr in Australien lebte, und ihre Freundin aus Australien. Die Fahrt ging Richtung Süden. Gleich zu Beginn blieben wir beim vermutlich größten Termitenhügel im Park stehen. Er war an die vier Meter hoch, ein imposantes Bauwerk. Wenig später trafen wir auf zwei wilde Esel, die leider panisch die Flucht ergriffen, als ich näher kam. Ich hatte schon wilde Pferde gesehen, aber noch niemals wilde Esel, eine Premiere. Dann streiften wir den wenig aufregenden Bukbukluk Lookout, den ich allerdings schon kannte. Am Parkplatz der Yurmikmik Walks sahen wir eine größere Echse, die perfekt getarnt senkrecht an einem Baumstamm klebte. Gelegentlich drehte sie sich um den schlanken Stamm. Sie war von der Distanz kaum vom Baum zu unterscheiden.

Kakadu National Park, Discover Tour, Motorcar Falls
Wir waren ein kürzeres Stück auf einer unbefestigten Straße gefahren und begannen die Wanderung zu den Motor Car Falls, einem Wasserfall mit schönem Sturzbecken als natürlicher Swimmingpool. Wieder einmal kletterten die Temperaturen auf die 36 Grad Marke, und ich freute mich schon auf das Badeerlebnis. Wie so oft konnte ich mir am Beginn nicht vorstellen, dass hier irgendwo ein Wasserfall oder gar ein schönes Schwimmbecken zu finden sein würde. Wir gingen leicht bergauf. Mit der Zeit tauchten immer mehr Felsen auf, und eine Art Höhenzug war auszumachen. Die Motor Car Falls liegen auf dem Marrawal Plateau, das sich oberhalb von uns ausbreitete. Der Guide klärte uns über einige Pflanzen auf, die als Nahrung für die Einheimischen von großer Bedeutung waren und sind. Um sich dabei wirklich sicher zu sein, benötigt man viel Erfahrung und ein großes Fachwissen. Tod und Leben liegen hier nahe beieinander. Der Pfad wurde unwegsamer, schmäler und felsiger. Die ersten Wasserstellen tauchten auf, und die Vegetation wurde dichter. Als Abschluss mussten wir über einige große Steine und Felsen klettern, um den einmaligen Platz zu erreichen. Ein herrliches weitgehend in der Sonne liegendes Wasserbecken lag umgeben von senkrecht aufsteigenden Felswänden vor uns. Das klare Wasser
Kakadu National Park, Discover Tour, The Rockhole
schimmerte olivgrün und lud förmlich zum Baden ein. Wenige Minuten später tauchte ich in den Pool als erster ein und schwamm zum Wasserfall. Im Grunde handelte es sich in dieser Jahreszeit weniger um einen Fall als vielmehr um eine senkrechte Fallrinne aus etwa dreißig Metern Höhe vom darüber liegenden Plateau. Dort kletterte ich auf die glitschigen Steine und sonnte mich noch halb im Wasser stehend. Die Wassertemperatur war sehr angenehm und lag bei mehr als 25 Grad. Nicht alle kamen ins Wasser, vielleicht weil sie auch nicht schwimmen konnten. Nach rund einer Stunde packten wir wieder zusammen und kehrten den gleichen Weg zum Wagen zurück.

Ein weiterer Ausflug zu einem Wasserfall mit Schwimmbecken stand am Programm. Dazu bogen wir auf einen schmalen nicht markierten Feldweg ein. Es gab keinen Hinweis darauf, dass sich hier in nicht allzu weiter Entfernung ein malerisches Felsenbad befinden würde. Auf meine Frage nach dem Grund erläuterte mir unser Ranger, dass man manche Plätze eher geheim halten möchte, damit sie nicht überlaufen werden. Dieses Argument stach in meinen Augen nicht, da man einen Eintrittspreis für den Nationalpark bezahlte, und zudem, wie in meinem Fall, viele Sehenswürdigkeiten
Kakadu National Park, Discover Tour, unser geländegängiges Fahrzeug am Parkplatz von The Rockhole
wegen Überflutung gar nicht angefahren werden konnten. Nach kurzem Anmarsch erreichten wir das Rockhole, von dem am hinteren Ende durch eine Klamm ein kleiner feiner Wasserfall ins Becken flutete. Auch hier schwamm ich eine Weile und saß am Rand auf den Felsen zur Unterhaltung mit den anderen Teilnehmern. Das klare saubere Wasser, das Plätschern des Falls und die herrliche Natur ringsum machten einen vergessen, wie unwirtlich die Gegend wenige Kilometer sein konnte. Der Aufenthalt war überaus erholsam.

In der Zwischenzeit war es halb vier Uhr nachmittags geworden. Wir traten die Rückfahrt Richtung Norden an. An einem Aussichtspunkt, den ich schon kannte, blieben wir noch kurz stehen. Zum Abschluss zeigte uns der Guide noch den ziemlich versteckt liegenden kleinen Cooinda Airport in der Nähe der Lodge. Der Flugplatz verfügte über eine Graslandebahn zwischen den Baumstreifen und wirkte ziemlich exotisch. Damit war der Abenteuertag beendet.

Der Ausflug hatte mir zwar sehr gut gefallen, war aber sein Geld keinesfalls wert gewesen. Die abgegebenen Versprechen waren zu hoch und konnten nicht eingehalten werden. Der Preis von AUD 205 (mehr als 140 Euro)
Cooinda-Darwin Rückreise, Arnhem Highway, East Alligator bis Magela Creek
war gelinde gesagt unverschämt in meinen Augen. Dennoch war ich froh, die beiden natürlichen Schwimmbecken genossen haben zu können. Wäre ich der Unternehmer gewesen, hätte ich mich wegen der Diskrepanz zwischen Preis und Leistung unwohl gefühlt. Aber diese Art von Gefühl hatte ich in Australien noch nirgends aufkommen sehen.

Den folgenden Tag nütze ich als Ruhetag in der Lodge im Kakadu Nationalpark. Eine Menge Arbeit wartete aber bedauerlicherweise auf mich. Direkt über die Website der Fluglinie buchte ich meinen Flug nach Cairns in Queensland, beantwortete und verschickte Emails und trieb meine Reiseberichte voran. Auf diese Art und Weise wurde es mir niemals langweilig.

Tags darauf, es war der 12. Mai, checkte ich aus der Lodge in Cooinda aus und trat die Rückreise nach Darwin an. Ich hatte die Rezeption am Vorabend noch gebeten, mir meinen Flug-Voucher auszudrucken. Da dies aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen nicht am selben Abend klappte, versprach man mir, dies bei der Abreise zu erledigen. Als ich danach fragte, wusste man von nichts. Wie sich herausstellte, hatte der junge Mann eine falsche
Cooinda-Darwin Rückreise, Arnhem Highway, East Alligator bis zu dem über die Straße getretenen Magela Creek
Emailadresse an mich weitergegeben. So konnte nichts gelingen. Die Dame sagte „sorry“ und wandte sich von mir ab. Das war die australische Art, sich um seine Kunden zu kümmern. Ich hatte genug von der Lodge.

Dann folgte ich dem Kakadu Highway bis nach Jabiru und bog dort auf den Arnhem Highway Richtung Darwin ab. Nach wenigen Kilometern stieß ich auf eine Abzweigung nach Ubirr und East Alligator im Norden des Parks schon sehr nahe an der Grenze zum Arnhem Land. Da die Entfernungen unter fünfzig Kilometer angegeben waren, nahm ich die Route in Angriff. Eine große Hinweistafel teilte mit, dass alle Straßen offen und befahrbar waren. Das war ein gutes Signal. Leider währte meine Freude nur kurze Zeit, da der Magela Creek die Fahrbahn sechzig Zentimeter unter Wasser gesetzt hatte, und ich mit meinem Wagen hier unmöglich durchfahren konnte. Neidvoll blickte ich auf die 4-WD Fahrzeuge, die ohne Mühe passierten. Neben mir mussten auch einige andere Wagenbenutzer die Umkehr antreten. Der ungeplante Ausflug war somit wieder abgesagt. Eine halbe Stunde später bog ich vom Highway zu den Mamukala Wetlands ab, einem Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung unter der Ramsar Convention. Die Wetlands sind Teil der riesigen
Cooinda-Darwin Rückreise, Arnhem Highway, die schlammigen Ufer des mächtigen South Alligator River
Überschwemmungsebenen des South Alligator Rivers und boten den Besuchern eine Vögel-Beobachtungsplattform, sowie einen drei Kilometer langen Rundweg am Rande des Wassers. Die im Wasser stehende Plattform unterrichtete die Touristen auf großen Tafeln im Detail über viele Zusammenhänge im Schutzgebiet. Auch die von den Einheimischen innerhalb des Jahreszyklus unterschiedenen sechs Jahreszeiten waren genau aufgelistet und beschrieben. Man hatte sich volle Mühe gegeben, den Menschen die Natur sehr nahe zu bringen. Das war etwas, was mir schon in ganz Australien aufgefallen war, und ich begrüßte diese Vorgangsweise ausgesprochen. Vom Aussichtspunkt blickte ich auf eine weite seeähnliche Wasserfläche, die größtenteils mit Wasserpflanzen bedeckt war. Im Zuge meiner Reise hatte ich durch solche und ähnliche Plätze bereits eine Menge neues Wissen angehäuft.

Die Fahrt ging weiter am Arnhem Highway entlang feuchten Flachlandes, bis ich endlich den mächtigen South Alligator River überquerte. Rund um den Flusslauf war die Vegetation dichter, grüner und höher. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit zu einem Stopp. Unweit der Brücke befand sich eine Bootsrampe mit Parkplatz. Ein Boot zu besitzen und es, wo auch immer ins Wasser zu lassen, war in Australien
Cooinda-Darwin Rückreise, Arnhem Highway, Wetlands Region
etwas völlig Selbstverständliches. Die Freiheitsgrade waren viel höher als bei uns in Österreich. Es war wie Auto fahren, wer es konnte, tat es einfach. Später kam ich an der Raststation mit dem Namen South Alligator vorbei. Nach Darwin waren es noch 212 Kilometer. An einer weiteren Station mit dem Namen Bark Hut Inn legte ich eine kurze Pause ein. Langsam begannen die Benzinpreise wieder ein wenig zu fallen, je näher man der Hauptstadt kam. An der Mary River Reserve beobachtete ich neuerlich ein Ehepaar, wie es ihr Boot über die Rampe in den Fluss ließ. Es hätte mir sicher auch Spaß gemacht, mit einem Motorboot die diversen Flusssysteme zu erkunden, und Krokodilen zu begegnen, von denen es in dieser Region nur so wimmelte. Anschließend durchkreuzte ich ein Gebiet mit dem Namen Wetlands Region, wo es links und rechts von der Straße tatsächlich überflutet war. Hätte die Straße nicht einen erhöhten Verlauf genommen, wäre die Gegend unpassierbar gewesen. Leider hielten mich unzählige Baustellen mit Ampeln und Stopps sehr lange auf.

Im bereits bekannten Motel in Darwin angekommen, erlebte ich eine unangenehme Überraschung. Die Preise waren
Darwin-CBD, St. Mary´s Cathedral
seit meiner Abreise um ein Fünftel gestiegen. Begründet wurde dies mit der beginnenden Hochsaison. Es war zum Verzweifeln im Northern Territory. So schön das Land auch war, die Preise waren unfassbar hoch, und die Qualität unglaublich mies. Es war im Grunde eigentlich auf Dauer unleistbar für einen Einzelreisenden. Da mein Flug aber erst in vier Tagen ging, musste ich mich fügen. Ich packte aus und spazierte im Zentrum Darwins umher. Neben dem Motel befand sich die St. Mary´s Cathedral, eine keineswegs besonders große Kirche, die mir durch ihr ovales Hauptschiff aufgefallen war. Durch die bunten Fenster gelangte Farbe in das Innere. Das Gebäude stellte für mich außen wie innen eine interessante Konstruktion dar. Im nahen Supermarkt deckte ich mich mit Lebensmitteln ein. Die lange Autofahrt hatte mich müde gemacht. Auch war ich irgendwie frustriert, dass zu den exzessiven Preisen im Northern Territory offenbar keine Alternativen bestanden. Der Hotelmanager teilte mir mit, dass die Menschen hier in einem halben Jahr während der Saison Geld für ein ganzes Jahr verdienen müssten. Das war für mich kein Business-Plan. Da ist es besser, aufzuhören mit dem Geschäft. Mit so einer Einstellung kann man jeden Preis argumentieren, das hatte nichts mehr mit betriebswirtschaftlicher Kalkulation zu tun.

Adelaide River-Jumping Crocodile Cruise
In Darwin verblieben mir nun noch ein paar Tage Zeit, um mich auszuruhen und kleinere Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Ich hatte lange geschlafen, was bei der Hitze gar nicht einfach war und arbeitete nach dem Frühstück eine Weile am Computer. Dann sprach ich mit meinem Autovermieter wegen der Rückgabe des Wagens. Ich wollte diesen schon am Vorabend meines Abfluges zurückbringen, da ich zeitig in der Früh zum Flughafen musste. Nach einigen Aktivitäten im Einkaufsviertel kehrte ich ins Motel zurück und arbeitete weiter. Es war einfach immer viel zu erledigen.

Für den neuen Tag hatte ich einen Ausflug in die Wetlands rund um den Arnhem Highway und eine Bootstour am Adelaide River geplant. Zunächst besorgte ich mir an der Rezeption des Motels das Ticket für den Airport Shuttle Bus für meinen Flug nach Cairns in zwei Tagen. Da hieß es wieder zeitig aufstehen, da der Abflug am frühen Vormittag stattfand. Dann ging ich noch schnell ins Einkaufszentrum und verlängerte meinen mobilen Internet-Stick um ein weiteres Monat. Wenn man da einen Tag zu spät kam, war der ganze verbliebene Bonus verloren. Das hatte ich schon einmal erlebt und wollte ich mir dieses Mal ersparen.

Adelaide River-Jumping Crocodile Cruise
Dann verließ ich Darwin auf den mir bekannten Straßen und fuhr auf den Arnhem Highway Richtung Adelaide River. Das war die Strecke mit den vielen Baustellen und den langen Road Trains, die hier häufig verkehrten. Ich war gerade dabei anzusetzen, einen dieser langen Trucks zu überholen, als es plötzlich passierte. Der Koloss verlor einen riesigen kreuzförmigen Radschlüssel, der wie ein Bumerang auf das Bankett geschleudert wurde und von dort wieder auf die Straße zurückdrehte. Er knallte anschließend mit lautem Getöse gegen meine Beifahrertür. Ich war ohne jede Chance, hier auszuweichen oder stehenzubleiben. Es war noch Glück, dass das Metallding nicht gegen die Windschutzscheiben geflogen war. Die Tür bekam einen tiefen Kratzer ab, was angesichts der Geschwindigkeit und der Wucht einen eher kleinen Schaden bedeutete. Für mich hieß dies, den vereinbarten Versicherungsselbstbehalt zu übernehmen. Die Fahrt konnte ich ohne weitere Probleme fortsetzen. Noch ein wenig geschockt kam ich zum Parkplatz des sogenannten „Jumping Crocodile Cruise“, den ich mitmachen wollte.

Während dieser Bootstour am trüben Adelaide River werden über eine Holzstange mit einer langen Schnur große Fleischbrocken
Adelaide River-Jumping Crocodile Cruise
von einem Mitglied der Crew ins und über das Wasser gehalten, bis die bereits daran gewöhnten Krokodile anschwimmen und danach schnappen. Die Show schaut aus, als wäre sie ein einstudierter Zirkusakt, doch die wilden Krokodile wissen einfach, wo sie frisches Fleisch bekommen können, und heben über den Propeller ihres mächtigen Schwanzes ein bis zwei Meter aus dem Wasser ab. Im Adelaide River leben an die 7.000 Krokodile, sodass der Erfolg der Vorführung garantiert ist. Mit einem überraschenden Satz aus dem Wasser zu springen, ist für die Krokodile ein durchaus natürliches Jagdverhalten, da sie gewöhnt sind, auch immer wieder Vögel und andere Tiere von überhängenden Ästen zu holen.

Nach einer kurzen Wartezeit bestiegen die etwa zehn Besucher die wartende „Adelaide River Queen“ und wir legten ab. Unser Standort war rund achtzig Kilometer von der Mündung des Flusses ins Meer entfernt. Wir fuhren langsam flussaufwärts, während der Kapitän über Mikrofon das Geschehen erklärte. Manche der Krokodile waren schon bekannt und hatten Namen bekommen. Das war kein Wunder, denn die Fahrten fanden schon mehr als zwanzig Jahre statt, und dass üblicherweise vier
Adelaide River-Jumping Crocodile Cruise, auch die Vögel wollen etwas Fressbares abbekommen
Mal pro Tag. Eine Dame von der Mannschaft hatte eine Menge Fleisch vorbereitet und begann, die „Angel“ mit dem Köder ins Wasser zu halten. Es dauerte nicht lange, da schwammen die ersten Krokodile ans Boot heran. Das waren keine zarten Tiere, manche waren über vier Meter lang. Kaum war ein Tier nah genug, zog die Dame das Stück Fleisch aus dem Wasser. Meist nach einer gewissen Überprüfungsphase sprang anschließend das Krokodil aus dem Wasser und schnappte nach dem Bissen. Das war harte Arbeit, denn die Brocken hingen hoch. Die meisten Jäger hatten Erfolg, nur wenige drehten nach erfolglosen Versuchen ab. Es war ein faszinierendes Schauspiel, obwohl die Geschichte ein wenig künstlich wirkte. An Krokodilen mangelte es in diesem Gewässer nicht. Oft schwammen gleich mehrere um das Schiff, wobei die größeren den Vorrang vor den kleineren hatten. Dann erspähte der Kapitän ein besonders großes Exemplar, das er schon kannte. Wir drehten zu diesem ab und warteten. Dieses mächtige Tier war mindestens sechs Meter lang und versprühte Selbstsicherheit. Es war der König seines Reviers und kein anderes Tier war zu diesem Zeitpunkt imstande, ihm etwas streitig zu machen. Es schwamm ans Ufer und sonnte sich. Das Stück Fleisch schien gar kein besonderes Interesse hervorzurufen. Mit dem Schwanz berührte das
Northern Territory-Blick vom Window on the Wetlands Visitor Centre
Krokodil unser Boot. Es hatte keinerlei Angst vor dem riesigen Metallgegenstand oder vor uns Menschen. So nahe war ich so einem riesigen Kerl auch noch niemals vorher gewesen. Das war ein besonderes Erlebnis. Später bogen wir in einen Seitenarm ab, wo noch einige kleinere Exemplare auf einen Happen sprangen. Die Show hätte ewig weiter gehen können, so wimmelte es hier von diesen Tieren. Zum Schluss wurden kleinere Bissen Fleisch ins Wasser geworfen, und Raubvögel tauchten in Scharen danach. Die Show war einfach doch sehr gelungen, und für mich stellte sie eine neue Erfahrung dar. Beim Aussteigen schüttelten alle Gäste dem Kapitän die Hände, der mit Routine und Bravour durch die Performance geführt hatte. Mir war nun noch klarer geworden, warum überall diese Gefahrenschilder aufgestellt waren. Ein Salzwasser-Krokodil ist ein überaus gefährliches Raubtier und schnappt nach allem Fressbaren, das es erreichen kann.

Ein paar Kilometer zurück in Richtung Darwin steht das Window on the Wetlands Visitor Centre, dem ich einen Besuch abstattete. In diesem etwas futuristisch anmutenden Gebäude erklären zahllose Schaukästen, Monitore, Bilder, Texte und Wandplakate das einmalige Öko-System der Feuchtgebiete und die Geschichte der ansässigen einheimischen Stämme. Vom Hügel aus lassen sich große Ausblicke in die Überschwemmungsebenen des Adelaide
Northern Territory-Fogg Dam Conservation Reserve
Rivers genießen. Ganz in der Nähe liegt auch der Lake Beatrice, wo man sehr gut Vögel beobachten kann. Die Wetlands stellen eines der produktivsten Öko-Systeme weltweit dar. Die eine Jahreshälfte dominiert trockenes, von der Sonne gebackenes und von den Feuern geschwärztes Land, während in der anderen Hälfte üppiges, grünes vom Schwemmwasser bedecktes Land vorherrscht. Auf meiner langen Reise durch Australien hatte ich bereits eine große Menge Wissen angehäuft, sodass mir viele der in der Ausstellung präsentierten Kenntnisse bekannt waren. Das war ein schönes Gefühl, etwas von Wert gelernt zu haben.

Als letzten Besuchspunkt hatte ich bei der weiteren Rückfahrt die Fogg Dam Conservation Reserve, ein ebenfalls spektakuläres Feuchtgebiet fünfzehn Kilometer vor der Stadt Humpty Doo, vorgesehen. Auf einer Dammstraße fuhr ich in ein teils bewaldetes, teils von seenartigen Wasserflächen geprägtes Schutzgebiet, ein, wo tatsächlich links und rechts von der Straße das Wasser stand. Hier auszusteigen, war besonders gefährlich, da die Krokodile ganz nahe sein konnten. Langsam fuhr ich durch das Revier. Es war unglaublich faszinierend. Nichtsdestotrotz stieg ich dennoch aus und blickte mich um. Es dauerte nicht lange, da hörte ich ein Geräusch im Unterholz. Eine riesige gut getarnte
Northern Territory-Fogg Dam Conservation Reserve
Echse kroch dort entlang. Es war ein mulmiges Gefühl, und ich kehrte ins Auto zurück. Das dunkle Blau der vielen kleinen Lagunen mit den Blättern der Wasserlilien auf der Oberfläche war herrlich anzusehen. Dann drehte ich auf der engen Straße um und verließ den einmaligen Platz wieder. In Humpty Doo der nächsten größeren Stadt meldete ich meinen Schaden für Versicherungszwecke bei der Polizei, was sich als sehr einfach herausstellte. Die Dame am Schalter war freundlich und erledigte die Angelegenheit zu meiner Zufriedenheit. Damit hatte ich alles getan, was in so einem Fall getan werden musste, und fuhr weiter nach Darwin.

Mein letzter Tag in Darwin und damit im Northern Territory brach an. Zugegebenermaßen war ich sehr froh, die Stadt endlich zu verlassen, da die hereinbrechende Hauptsaison einen Aufenthalt von Tag zu Tag uninteressanter werden ließ. Am Vormittag arbeitete ich an einem meiner Reiseberichte und ging daraufhin die wenigen Meter zum benachbart liegenden Autovermieter, bei dem ich den Wagen schon am Vortag geparkt hatte. Ich gab das Auto offiziell zurück, und wir erledigten alle Formalitäten im Zusammenhang mit dem Schaden an der Beifahrertür. Im Wesentlichen ging es um die Bezahlung des Selbstbehaltes.

Zurück im Motel musste ich feststellen, dass meine Hotelbuchung in Cairns von der Buchungsplattform zweimal vorgenommen worden war, und auch eine doppelte Abbuchung am Konto erfolgt war. Das war natürlich ein Irrtum, und ich hatte große Mühe, die zweite Fehlbuchung wieder rückgängig zu machen. Dazu telefonierte ich auch mit dem Hotel, um den Sachverhalt zu erklären, was einigermaßen anstrengend war. Nach vielen Mühen gelang es mir schließlich, die Plattform über das Internet zu erreichen, und sie vom Irrtum zu überzeugen. Ein leichtes Spiel war das aber nicht. Später ging ich nochmals Einkaufen und bereitete mich auf meine Abreise nach Cairns vor.
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